Das Theaterstück

 

 Zum historischen Hintergrund des Theaterstücks

 

An den Doppelmord vor nahezu 100 Jahren Jahren erinnert heute fast nichts mehr. Im nördlichsten Außenortsteil Todtmoos-Prestenberg leben die Geschwister Johann und Albertine Simon in ihrem großen steinernen Haus am Hang. Um das Haus herum war eine große Wiesenfläche und als nächster Nachbar das Köpfer-Haus. Die Lage des einsam gelegenen Hauses erlaubte einen weiten Blick bis hinüber in die Schweizer Alpen. Die Erntezeit war für die Geschwister mit viel Arbeit verbunden, deshalb waren während des Ersten Weltkriegs Erntehelfer auf dem Prestenberg eingesetzt; unter ihnen ein junger Monteur aus dem Wiesental.

1920 sind die Folgen des Ersten Weltkrieges verheerend. Die Not ist vielerorts groß, vieles ist noch ungeordnet. In Deutschland herrschen fast anarchistische Verhältnisse. Mord ist keine Seltenheit. Im Juni wird dieser idyllische Fleck überall bekannt: Ein Doppelmord erschüttert Deutschland.

Als Johann Simon am Morgen des 30. Mai 1920, dem Dreifaltigkeits-Sonntag, nach seinem Kirchgang in Todtmoos nach Hause zurückkommt, findet er alle Türen verschlossen vor. Mit Gewalt dringt er in sein eigenes Haus ein und findet seine Schwester Albertine (geboren am 25. September 1871) schließlich: sie liegt brutal erschlagen neben einem Schweinetrog.

Die Nachricht des gewaltsamen Todes eilt wie ein Lauffeuer durch den Ort. Die Bewohner gerieten in helle Aufregung. Wer konnte nur der Täter gewesen sein? Die Fahndung setzte ein. Angst bemächtigt sich der Dorfbewohner. Der unbekannte Mörder erzeugt ein Bedrohungsgefühl. Gerüchte machen die Runde.

Johann Simon stellt eine Haushälterin ein, damit das Haus möglichst zu keiner Zeit unbeaufsichtigt bleibt. Doch alle Sicherheitsvorkehrungen nützen nichts: Der Mörder schlägt ein zweites Mal zu. Am 19. Juli 1920 um ein Uhr nachts findet die Haushälterin Johann Simon niedergeschlagen und bewusstlos auf der Kellertreppe liegend. Sofort wird der am 24. Juli 1867 geborene Johann in das Spital eingeliefert, wo er jedoch einige Tage später ebenfalls verstirbt. Dass er sich mit seinem Mörder einen Todeskampf geliefert haben musste, beweisen die unzähligen Wunden an seinem Körper. Dem Raubmörder fallen insgesamt mehr als 3000 Reichsmark in die Hand, dazu Silbergeld und Kriegsanleihen.

Dass der Mörder das Haus der Geschwister und deren Lebensweise gut gekannt hat, ist für die Polizei offensichtlich. Sie schließt schnell daraus, dass der Mörder aus dem Umfeld stammen musste. Alle Spuren führen zum ehemaligen Erntehelfer  ins Wiesental. Nach Lage der Dinge kommt nur er für die beiden Raubmorde in Frage.

Wie die Gerichtsakten verraten, fand der Mordprozess am 16. Oktober 1920 vor dem Waldshuter Landgericht statt. Bereits am frühen Morgen war der Gerichtssaal überfüllt. Aus ganz Deutschland waren Reporter zur Berichterstattung angereist. Staatsanwalt und Richter überführten den Mörder schließlich innerhalb kurzer Zeit der grauenhaften Tat. 26 Zeugen waren zur Verhandlung vorgeladen. Der Angeklagte wurde des Raubmordes an Albertine und Johann Simon für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Es war das letzte Todesurteil des Landgerichts Waldshut. Die Hinrichtung wurde am 12. Januar 1921 in Konstanz vollzogen.